Süße Überraschung an Bord

11.06.2021
Kitten2
Kitten2

Zack! Die Falle schnappt zu! Darin: ein richtig dicker Kater. Verwildert und natürlich unkastriert.
„Das ist einer vom Kaliber, der sicher keine Mieze links stehen gelassen hat“, sagt Sarah Bosse vom Vorstand unseres Tierschutzvereines zufrieden und fügt mit einem Augenzwinkern hinzu: „Der hat Power. Da muss man Sorge haben, dass er die Gitter der Wildtierfalle aufbiegt.“
Für unerwünschten Nachwuchs sorgen wird dieser stramme Bursche jedenfalls nicht mehr. Er ist einer von vier verwilderten erwachsenen Katzen, die der Tierschutzverein auf dem Gelände des Regenrückhaltebeckens an der Osterwicker Straße zwecks Kastration eingefangen hat. Solche Aktionen sind wichtiger Teil der Katzenschutzverordnung, die Anfang 2019 im Kreis Coesfeld in Kraft getreten ist.
„Der Kreis stellt uns ausreichend finanzielle Mittel zur Verfügung, dass wir verwilderte, herrenlose Katzen einfangen und kastrieren lassen können“, erklärt Sarah Bosse weiter. „Solche, die halbwegs handzahm sind, versuchen wir zu vermitteln. Viele von ihnen – so auch der eben erwähnte Kater – sind aber so wild, dass unsere Mitarbeiter nach der Aktion erst einmal ihre Finger durchzählen. Diese Tiere werden nach der Kastration mit einem Langzeitantibiotikum versehen und dürfen dann wieder in ihr Revier zurück, wo sie in Freiheit weiterleben dürfen, aber wenigstens nicht mehr für eine unkontrollierte Vermehrung sorgen können. Bei der Kastration bekommen sie eine kleine Kerbe ins Ohr, so dass man direkt sehen kann, dass sie bereits kastriert sind.“
Herrenlose verwilderte Katzen sind oft unterernährt und krank und schlagen sich mehr schlecht als recht durchs Leben. Schließlich handelt es sich bei der Europäischen Kurzhaarkatze nicht um ein heimisches Wildtier. „Wir konnten im letzten Jahr über den Tierschutz bereits 435 herrenlose Katzen einfangen und kastrieren“, berichtet Sarah Bosse weiter. „312 davon waren zum Glück handzahm und konnten vermittelt werden. Dennoch werden uns noch immer viele Katzenbabys von Streunern ins Tierheim gebracht. Uns ist bewusst, dass man einen langen Atem haben muss und es einige Jahre dauern wird, bis man einen deutlichen Rückgang der Population herrenloser Katzen verzeichnen kann.“
Eine der vier Katzen, die an der Osterwicker Straße in die Falle gegangen sind, hatte eine süße Überraschung an Bord. Kaum im Tierheim angekommen, brachte sie vier Babys zur Welt (siehe Foto).
„Die müssen sich nun nicht mehr als verwilderte Tiere durchschlagen, sondern werden, wenn sie alt genug sind, in liebevolle Hände vermittelt. Wenn man die vier Babys mitzählt, haben wir an dem Hotspot dort schon mal acht Mini-Tiger eingefangen, die sich nun nicht mehr unkontrolliert weitervermehren können“, zieht Sarah Bosse positive Bilanz. „Im Spätherbst werden wir dort noch einmal Fallen aufstellen.“
Schon mehrmals wurde Sarah Bosse von besorgten Bürgerinnen und Bürgern gefragt, wie man denn verhindern will, dass ein Katze in die Falle geht, die ein Zuhause hat. „Ganz verhindern kann man das leider nicht“, erklärt die Tierschützerin, kann aber gleichzeitig beruhigen. „Solche Tiere werden aber sofort wieder freigelassen, die Fallen werden mehrmals am Tag kontrolliert. Teil der Katzenschutzverordnung ist ja schließlich auch, dass Katzenbesitzer verpflichtet sind, ihre Tiere, die Freigang genießen, kastrieren, chippen und im Haustierregister registrieren zu lassen (bei Tasso oder Findefix). Daher sind diese Katzen für uns leicht zu erkennen. Übrigens: Wer dieser Verpflichtung nicht nachkommt, begeht eine Ordnungswidrigkeit und riskiert eine Strafe von bis zu 1000 Euro.“
Die Tierschützer wundern sich immer wieder, dass viele Katzenbesitzer von dieser Verpflichtung immer noch nichts wissen oder diese ignorieren, schließlich gingen Berichte über die Verordnung schon mehrfach durch die Presse und die sozialen Medien. Darüber hinaus hat die Stadt Billerbeck zu Beginn des Jahres zusammen mit den jährlichen Gebührenbescheiden einen entsprechenden Flyer an die Haushalte verschickt, dem alle wichtigen Infos zur Katzenschutzverordnung zu entnehmen sind. „Viele Ordnungsbehörden kennen da inzwischen keine Gnade mehr, die Schonfrist ist vorbei“, weiß Sarah Bosse zu berichten.
Im Übrigen bitten die Tierschützer die Bevölkerung um Mithilfe. Zum einen sind sie darauf angewiesen, dass ihnen sogenannte Hotspots gemeldet werden, an denen immer wieder herrenlose Katzen gesichtet werden. Zum anderen suchen sie auch immer wieder Menschen, die bereit sind, solche Katzen nach der Kastration aufzunehmen, die bedingt handzahm sind und die nicht in ihr ursprüngliches Revier zurückkönnen. „Eine Hofstelle oder ein Kotten, wo sie versorgt werden, wo man aber nicht von ihnen erwartet, dass sie sich streicheln lassen, wäre ideal.“
Für Infos und Fragen stehen die Mitarbeiter unseres Tierheims in Lette (02546 7060) gern zur Verfügung.