Maximalbelegung im Hundetrakt

11.11.2023
Beate2
Beate2

Wer die Vermittlungsseite auf unsere Homepage regelmäßig verfolgt, mag sich jetzt fragen, wie dies sein kann, wo doch nur vier bis fünf Hunde auf der Seite stehen.

Neben den aufgeführten Hunden beherbergen wir derzeit noch weitere Hunde, die jedoch aufgrund von massiven Verhaltensauffälligkeiten gar nicht zur Vermittlung stehen. Diese Hunde wurden wegen Beißvorfällen und aggressiven Verhaltens bei uns abgegeben. 

Das ist nichts grundlegend Neues. In der Vergangenheit haben wir immer wieder 1-2 Hunde im Tierheim, die mit Hilfe von Hundetrainern wieder in die Spur gebracht werden mussten. Auch brauchte es im Anschluss an die Therapie seine Zeit, für diese Hunde ein geeignetes Zuhause bei qualifizierten Menschen zu finden. Für uns als kleiner Tierschutzverein eine schwierige Aufgabe, aber bei nur wenigen solchen Hunden für uns gerade noch machbar.

In letzter Zeit ist in fast allen Tierheimen eine stetige Zunahme von Aufnahmen verhaltensauffälliger Hunde zu verzeichnen. Nicht selten handelt es sich um Herdenschutzhunde, die unbedarft als süße Welpen angeschafft worden sind und die ausgewachsen und aufgrund versäumter Erziehung ernsthafte Probleme im Familienalltag bereiten. Schnell fällt dann der Entschluss: der Hund muss weg. Und während umständehalber abzugebende Pudel, Bolonkas und Co. dank eines allseits bekannten Internetportals schnell einen neuen Besitzer finden, erweisen sich verhaltensauffällige Hunde verständlicherweise eher als Ladenhüter und werden dann im Tierheim abgegeben. 

80% unserer Hunderäume sind zur Zeit mit verhaltensauffälligen Hunden langfristig blockiert. Mittlerweile müssen wir die Aufnahme aggressiver, bissiger Hunde ablehnen, um eine Komplettbelegung mit schwierigen Hunden zu vermeiden. Wir haben im Tierheim zwei ehrenamtlich engagierte Hundetrainer, die sich in ihrer Freizeit bemühen, die Hunde zu therapieren. Bei der großen Anzahl verhaltensauffälliger Hunde bleibt aber leider nicht genug Zeit für das einzelne Tier. Auch finanziell bringen uns die "Dauergäste" in die Bredouille. Die Unterbringung eines Hundes kostet uns als Verein 21 € pro Tag. Die Abgabegebühr von 290 €, die der vormalige Besitzer an uns zahlt, ist demnach am 13. Tag des Tierheimaufenthaltes aufgebraucht. Danach trägt der Verein die Kosten. Ein Hund, der ein Jahr lang bei uns sitzt, kostet demnach ca. 7.500 Euro (zuzüglich evtl. anfallender Tierarztkosten). 

Auch muss an dieser Stelle erwähnt werden: Die Haltungsform von Tieren im Tierheim ist laut Leitfaden des Landesverbandes der Tierärztinnen und Tierärzte im öffentlichen Dienst nur für die vorübergehende Unterbringung von Tieren und deren Weitervermittlung ausgelegt. Eine dauerhafte Unterbringung im Tierheim wird den Tieren nicht gerecht, entspricht nicht dem Tierschutzgedanken und bringt uns als Tierheim logistisch, personell und finanziell in große Schwierigkeiten. 

Der an die Bundespolitik gerichtete Brandbrief  "Zu viele Schnauzen für zu wenige Hände, die Tierheime sind am Ende" fand in der Politik bislang leider wenig Beachtung.